Partnerinterview mit Wolfgang Vogt, Senioren der Wirtschaft e. V.

Herr Vogt, Sie sind im gemeinnützigen Verein Senioren der Wirtschaft e.V. Mitglied des Vorstands. Welche Themen werden bei Ihnen besonders häufig angefragt und wo sehen Sie bildungspolitische Handlungsbedarfe?

Wir beraten Gründer, Startups und KMUs bis etwa 50 Mitarbeiter. Die häufigsten Themen sind bei den Gründern der Geschäftsplan, der Finanzplan und das Marketing. Bei den Unternehmern geht es um Themen der Unternehmensentwicklung- und Sicherung sowie die Vorbereitung von Unternehmensübergaben und -übernahmen. Besonders bei den Startups sehen wir häufig einen Fokus auf Technologie und nicht genügend Verständnis über die zukünftigen Kunden. Betriebswirtschaftliche Themen könnten hier besser ausgeprägt sein, d.h. in Schule und Studium vermittelt werden. Positiv ist, dass die Schulen in der Bestrebung, das Thema Gründung erlebbar zu machen, vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau unterstützt werden. 

Welche Auswirkungen hat die Corona-Pandemie aus Ihrer Sicht bisher auf die Wirtschaft im Landkreis Böblingen? Und welche Chancen und Risiken lassen sich durch die Digitalisierung in diesem Zusammenhang für die Region erkennen?

Die Auswirkungen durch die Corona-Krise treffen Unternehmen in verschiedenen Branchen ganz unterschiedlich. So sind der Tourismus-Bereich sowie die Nicht-Lebensmittel- und Einpersonenunternehmen z.B. sehr hart betroffen. Online-Handel und Baumärkte kommen z.B. dahingegen gut durch die Krise. Die Möglichkeit Video-Konferenzen zu nutzen, hat vielen Unternehmen mit Büro-Arbeitsplätzen geholfen, einigermaßen gut durch die Krise zu kommen. An anderen Stellen hat die Krise, wie durch ein Brennglas, Lücken in der Digitalisierung offen gelegt: das trifft beispielsweise auf Schulen und Behörden zu, aber auch auf den stationären Einzelhandel und sicher auch auf Reisebüros. Ebenso wird die Veranstaltungsbranche sich nach Corona mit Sicherheit anders aufstellen müssen als vorher.

Was wäre für Sie ein wünschenswertes Ergebnis des Popup Labors – für die jüngeren und älteren Generationen in der Region?

Ich denke eine Veranstaltung von ein oder zwei Wochen wird die Welt nicht verändern, aber vielleicht gelingt es durch die Fülle der Veranstaltungen und durch die Vielfalt der behandelten Themen viele Teilnehmende anzusprechen. Vielleicht lernen die jüngeren Teilnehmenden etwas mehr zu Themen, wie Gründung und Unternehmertum. Und vielleicht gelingt es die älteren Teilnehmenden sowohl für weitere Themen der Digitalisierung zu interessieren, als auch zu mehr Offenheit für Technologien der Zukunft, wie Künstliche Intelligenz oder Internet der Dinge, zu begeistern. Veranstaltungen bieten immer auch Möglichkeiten des Kennenlernens und der Vernetzung untereinander.

 

(Bildquelle: privat)